Zahnimplantate in jungen Jahren? Das hört sich für viele ungewohnt an. Schließlich sind Implantate doch nur etwas für die älteren Jahrgänge. Maximal für junge Erwachsene, die von frühzeitigem Zahnverlust betroffen sind. Und tatsächlich ist fester Zahnersatz für Kinder und Jugendliche unüblich. Woran das liegt und welche Alternativen es gibt, lesen Sie in diesem Beitrag!

Warum muss Zahnverlust in jungen Jahren überhaupt therapiert werden?

Zähne können in jedem Alter ausfallen. Im Säuglingsalter droht Fläschchenkaries, später Kreidezähne oder ein Sportunfall. Wer als Jugendlicher nachlässig mit seinen Zähnen umgeht, riskiert einen Kariesbefall der bleibenden Zähne, dazu steigt mit dem Alter das Parodontitis-Risiko. Darüber hinaus ist es in seltenen Fällen sogar möglich, dass der Körper einzelne Zähne gar nicht angelegt hat und eine Zahnlücke vorprogrammiert ist.

Besonders bei Zahnverlust der Milchzähne denken einige Eltern nun vielleicht: Nicht besonders dramatisch – die fallen sowieso bald aus und dann kommt ein neuer Zahn!

Ein „Okay“ würden Zahnärzte hier nur geben, wenn das Kind tatsächlich kurz vor dem Zahnwechsel steht. Doch ist abzusehen, dass bis zum Wechsel auf die „richtigen“ Zähne noch einige Jahre vergehen, darf die Zahnlücke nicht einfach stehen bleiben. Zwei Komplikationen drohen hier:

  1. Das Kind hat Schwierigkeiten mit der sprachlichen Entwicklung. Besonders die Frontzähne sind wichtig für das Bilden einiger Laute. Fehlen diese Zähne in der Phase der Sprachentwicklung, kann das zu Störungen führen, die später mühsam austherapiert werden müssten.
  2. Milchzähne dienen als Platzhalter für die späteren Zähne. Ein über lange Zeit fehlender Milchzahn kann Fehlstellungen und Kieferverformungen zur Folge haben. Schieben sich zudem schon benachbarte Milchzähne in die Lücke, hat der nachrückende Zahn keinen Platz. Hier müssten die Zähne mit Spangen oder gar kieferchirurgischen Eingriffen wieder an den richtigen Platz gerückt werden.

Später, wenn die bleibenden Zähne durchgebrochen sind, bilden Lücken durch Zahnverlust übrigens auch eine Gefahr für Kiefer und Allgemeingesundheit. Wird der Kieferknochen nicht belastet, baut er sich an der Stelle ab – ähnlich wie ein Muskel, der zu lange nicht beansprucht wurde. Außerdem können sich Fehlhaltungen des Kiefers durch schiefe/versetzte Zähne auf den gesamten Körper ausbreiten.

Die Lage ist also eindeutig: Zahnlücken durch Zahnverlust müssen auch in jungen Jahren behandelt werden!

Besonders in jungen Jahren sind Implantate oft keine ideale Lösung

Fester Zahnersatz, d.h. Implantate, sind aber in jungen Jahren häufig gar nicht möglich. Denn Implantate kann der Zahnarzt nur sicher setzen, wenn sich der Kiefer vollständig ausgebildet und verfestigt hat. Wird ein Implantat eingeschraubt und der Kiefer wächst darum herum noch weiter, kann auch das natürlich zu Fehlbildungen und Verformungen führen. Der Verlauf lässt sich dabei schwierig abschätzen, sodass Implantate in jungen Jahren ein mit Komplikationen verbundener Eingriff sind.

Die Geister scheiden sich jedoch, wann das Kieferwachstum tatsächlich abgeschlossen ist. Bei Mädchen ab ca. 14 Jahren, bei Jungen ab 16, sagen einige Experten. Andere wiederum sind fest überzeugt, dass sich der Kiefer bei jungen Frauen noch bis 22, bei jungen Männern sogar noch bis 26 verändert. Ein Mittelweg, den auch wir in der 5-Sterne-Praxis wählen, ist das Alter von 18 Jahren. Es ist natürlich immer möglich, dass sich der Kiefer dennoch etwas verändert. Der größte Wachstumsschub ist jedoch abgeschlossen. Genauen Aufschluss über das Stadium des Knochenwachstums kann ein CT-Scan des linken Handwurzelknochens oder des Schlüsselbeins geben.

Ist ein Implantat in jungen Jahren alternativlos – beispielsweise, weil keine Zähne vorhanden sind, an denen der Zahnarzt eine Brücke anbringen könnte – muss das Implantat regelmäßig an das Knochenwachstum angepasst und korrigiert werden.

Diese Alternativen zu Implantaten in jungen Jahren gibt es

Halten wir also fest: Zahnverlust in jungen Jahren sollten Eltern und Teenager ernst nehmen. Doch Implantate kommen in den überwiegenden Fällen nicht infrage. Was bietet sich also alternativ an?

  1. Ein Lückenhalter: Bei dieser Maßnahme wird eine Art Klammer an einem benachbarten Zahn angebracht, die auf dem Zahnfleisch der Lücke aufliegt und den übernächsten Zahn auf Abstand hält. So kann dieser nicht in die Lücke hineinwachsen. Ist der dritte Zahn noch nicht durchgebrochen? Dann gibt es auch dafür eine spezielle Art von Lückenhalter, die in das Zahnfleisch hineingeht. Sie dient dabei einerseits als Führungsschiene, hält jedoch andererseits die Zahnlücke offen.
  2. Eine Klebebrücke: Die Klebe- bzw. Adhäsivbrücke ist eine gute Lösung, um besonders große Lücken durch den Verlust mehrerer Zähne zu überbrücken. Da sie nur an die benachbarten Zähne geklebt wird, blockiert sie das Zahn- und Kieferwachstum nicht. Außerdem müssen zum Verankern keine Zähne beschliffen werden, wie es bei normalen Brücken der Fall ist.
  3. Der Milchzahn bleibt einfach drin: Bei einigen Patienten ist zwar der Milchzahn gewachsen, doch darunter ist kein fester Zahn angelegt. Wenn kein nachfolgender Zahn gegen die Milchzahn-Wurzeln drückt, fällt dieser nicht von allein aus. Dann bietet es sich an, den Milchzahn im Kiefer zu lassen, bis ein Implantat möglich ist. Da Milchzähne jedoch empfindlicher sind, müssen Kinder und Jugendliche in diesem Fall besonders viel Wert auf gute Zahnhygiene legen.

Fazit: Vermeiden Sie festen Zahnersatz in jungen Jahren

Mit guter Zahnhygiene von Anfang an können Eltern schon viel dazu beitragen, dass Zahnverlust in jungen Jahren aufgrund von Karies gar nicht erst vorkommt. Doch andere Risikofaktoren lassen sich nicht so einfach verhindern: Kreidezähne zum Beispiel – oder ein Sturz mit dem Fahrrad. In diesen Fällen ist es wichtig, den Zahn zu reparieren (etwa, wenn er nur abgebrochen ist) oder mit den oben aufgeführten Alternativen zu überbrücken, bis ein Implantat gesetzt werden kann.

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